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Metamorphosen

oder von der Erinnerung an Lateinstunden

Das Beobachten der spannenden Verwandlungen der Schwalbenschwanz-Raupen am Fenchel in meinen Garten lassen mich zurückblicken auf meine Zeit im Gymnasium. An die Geschichten, die wir im Lateinunterricht gelesen haben und die wir hätten übersetzen sollen. Ich gebe es zu, ich habe mir in der Bibliothek jeweils die deutsche Übersetzung ausgeliehen, damit ich wusste, wovon es sich handelt und im Unterricht jedesmal mit dem Vorlesen gepunktet. Ich liebte den Klang dieser «toten» Sprache, die Versmasse Hexameter und Pentameter und war begeistert von der Schönheit des Sprachrhythmus, den Ovid in seinen Metamorphosen schon vor Christi Geburt angewendet hatte. Aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen. Sondern um diese wunderbaren Geschöpfe - die Raupen eines unserer schönsten Schmetterlings. Er ist in unseren Breitengraden zwar nicht gefährdet, trotzdem habe ich in meinem ganzen Leben nicht nicht sehr viele in freier Natur entdeckt. Und jetzt konnte ich doch immerhin neun Raupen bei ihren Verwandlungen beobachten.


Die bunte Färbung erhält die Raupe nach ihrer letzten Häutung. Zu Beginn sind die kleinen Röupchen durchgehend schwarz. Nach der ersten Häutung sehen sie so aus:

Nach der zweiten Umwandlung so:

Die verlassene Haut wird anschliessend genüsslich verspeist und dient als wichtige Stärkung.

Von «meinen» neun Raupen habe ich heute morgen nur noch vier am Fenchel gesehen. Ich gehe davon aus, dass sich die anderen fünf für die letzte Metamorphose irgendwo im Garten zurückgezogen haben und ich sie in ein paar Tagen als wunderbare Schmetterlinge wiedersehen darf. Ich weiss, es gibt Foto-, Video- und andere Grafen, die diese wunderschönen Wildtiere in Raupenkästen oder Schmetterlingshabitaten aufziehen, um die Verwandlung perfekt dokumentieren zu können. Bei artgerechter Haltung - genügend Platz, Luft und richtigem Futter spricht gar nichts nichts dagegen, sich einen Raum zu schaffen um perfekt ausgeleuchtete Verhältnisse zu schaffen. Ich habe mich dafür entschieden, die Natur machen zu lassen. Täglich sitze ich mit meiner Kamera mit Makroobjektiv im Garten, beobachte und freue mich an diesem Wunder der Natur. Da ich den offenblendigen Bildlook so mag, habe ich die Blende auf 2.8 fixiert (AV oder A Modus), die Kamera auf 200 ISO gestellt und die Verschlusszeit automatisch regeln lassen. Das 100 Makro hat von Haus aus bereits einen ganz, ganz kleinen Schärfebereich und mit voll geöffneter Blende wird der aufs absolute Minimum reduziert. Bei der nächsten Serie werde ich sicher mehr ausprobieren - andere Objektive, Blende mehr schliessen und einiges mehr. Das heisst, es wird sicher eine Fortsetzung geben. Dennoch mag ich diese Serie und denke, Ovid hätte bestimmt ein paar schöne Worte in Versform bereit.


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